Paris – Geführte Städte-Tour Nr. 2
Das Viertel Montmartre bis hinauf zur Sacré Coeur – Für Kunstbegeisterte, die auf den Spuren von Picasso, van Gogh etc. wandeln wollen!
Kilometer-Angabe und zeitliche Einschätzung: für zügige Marschierer, die sich nicht überall aufhalten wollen, würde ich 1 Stunde einplanen. Wir haben uns Zeit gelassen (inklusive 20-minütigem Aufenthalt in der Sacré Coeur) und brauchten etwa 2 Stunden für die 2 km-Tour.
Es lohnt, die folgenden Bilder zuvor auszudrucken oder bereit zu haben (man sollte bedenken, dass das W-Lan miserabel sein könnte)…:
Toulouse-Lautrecs Gemälde der tanzenden Goulue (während ihres berühmten Moves)-1891
Toulouse-Lautrec „Au Salon de la rue des Moulins“-1894
„Sternennacht“ – eines der wohl bekanntesten Werke Vincent van Goghs – 1889
„Bal du moulin de la Galette“ Renoir – 1876
„Le Moulin de la Galette“ –Vincent van Gogh – 1886
„Bal au moulin de la Galette“ – Henri Toulouse-Lautrec – 1889
Au Lapin Agile – Picasso – 1905
Portrait von Suzanne Valadon „Der Zopf“, Renoir, 1887
„La Maison Rose“ – Maurice Utrillo
Diese Tour ist am schönsten, wenn man sie erst ab 19 Uhr (Frühjahr/Herbst) bzw. 16 Uhr (Winter) beginnt, da sie an einem Ort mit wunderbarem Blick auf den beleuchteten Eiffelturm endet und auch die Sacré Coeur könnte man so sowohl noch im Hellen als auch anschließend schön beleuchtet sehen.
Von der Station „Blanche“ aus sind es nur noch wenige Schritte bis zum Moulin Rouge, wo diese Tour beginnt.
Es lohnt sich auf den Mittelstreifen vor dem Moulin Rouge zu gehen, um auch die Rote Windmühle auf dem Dach des berühmtesten Kabaretts der Welt sehen zu können.
Vor 1850 war Montmartre der Stadtkern von Paris, erst durch die (in der 1. Tour bereits erwähnte) „Haussmannisierung“ (1850-1870) verlegte sich der Stadtkern. Die Zeit von 1871 bis zum 1. Weltkrieg galt als „La Belle Epoque“, der Wein war günstig, die Künstler siedelten (auch aus diesem Grund) zuhauf hier an und diese Gegend war berühmt für sein Rotlichtmilieu und die vielen Windmühlen.
Das Moulin Rouge („rote Mühle“) wurde (genau wie der Eiffelturm) im Jahre 1889 erbaut, hieß zu Beginn „The White Queen“ und engagierte die berühmteste aller Can-Can-Tänzerinnen, die allgemeinhin als „La Goulue“ (übersetzt „der Vielfraß“) bekannt war. Sie konnte den Hut eines Herren vom Kopf kicken, sein Getränk leer trinken und dann seinen Hut wieder auffangen (siehe auch Gemälde von Lautrec).
Allerlei Berühmtheiten haben sich die Show bereits angesehen oder sind selbst (bei Galas/Konzerten) hier aufgetreten, u.a. Elton John, Edith Piaf, Ginger Rogers, Frank Sinatra. 1981 wurde das Moulin Rouge sogar für Ihre Majestät Queen Elizabeth II für einen Abend geschlossen.
Wirklich berühmt wurde das Moulin Rouge allerdings durch den Maler Henri de Toulouse-Lautrec (1864-1901). 2005 wurde eines seiner Bilder für 22,4 Millionen $ bei Christie’s versteigert, er gilt mit Cézanne, Van Gogh und Gaugin als einer der bekanntesten Maler des Post-Impressionismus.
Er wurde mit einer Behinderung geboren, die ihn am Wachsen hinderte – wohl auf die Inzucht seiner Eltern zurückzuführen – und wurde nur 1,42 m groß. Obwohl sein Oberkörper wuchs wie der eines Erwachsenen, behielt er für den Rest seines Lebens die Beine eines Kindes und widmete sich – auch aus dem Grund, weil er bei Aktivitäten von Gleichaltrigen nicht teilhaben konnte – der Malerei.
Viele seiner Bilder malte er im Moulin Rouge, sie drücken das moderne, bunte und oft dekadente pariser Leben aus. Da er immer wieder wegen seiner Statur gehänselt wurde, verfiel er bald dem Alkohol. Durch ihn wurde der „Earthquake“ („Tremblement de Terre“) bekannt, ein Weinglas halb gefüllt mit Absinth und halb mit Cognac. Seine Abhängigkeit wurde so stark, dass er sogar seinen Stock aushöhlte und ihn mit Schnaps füllte, damit ihm nie unerwartet der Alkohol ausging.
Er starb im Alter von 36 Jahren an den Folgen seines Alkoholismus und seines ausschweifenden Lebens mit Prostituierten (Syphilis).
Wenn man vor dem Eingang steht und die Wandmalereien genauer betrachtet, kann man den malenden Toulouse-Lautrec in der linken oberen Ecke entdecken.
Von dieser Position aus (aufs Moulin Rouge blickend) gehen wir wieder ein Stückchen nach rechts und biegen links in die Rue Lepic ein.
Nur eine Straßenecke weiter (Ecke Rue Cauchois) befindet sich das sehr bekannte „Café des Deux Moulins“. Berühmt gemacht hat dieses Café der Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“. Der Autor schrieb das Drehbuch zeitweise in diesem Café, wollte große Teile des Filmes über den Sommer hier drehen und das Café für den Zeitraum von 6 Monaten schließen. Man einigte sich letztendlich auf zwei Monate, die der Inhaber nie bereut haben dürfte. Zu Beginn des Films arbeitet Amélie (aka. Audrey Tautou) in diesem Café, auf der Toilette des Cafés steht der Gartenzwerg, der im Film eine Hauptrolle spielt.
Geht man die Rue Lepic weiter, macht diese eine starke Linkskurve. An diesem kleinen Platz gibt es ein paar sehr gute Restaurants, Cafés und Bars – u.a. auch „Le Petit Café de Montmartre“, in dem einige der Moulin Rouge-Tänzerinnen allabendlich auf ihren Feierabend anstoßen und das urige Restaurant „Le Basilic“, dessen hervorragendes Mittagsmenü schon bei 11,90€ (Vor- und Hauptspeise oder Haupt- und Nachspeise) bis 14,90€ (Vor-, Haupt- und Nachspeise) beginnt. Um die Ecke gibt es für den kleinen Hunger auch eine Crêperie („Lepic Assiette“ in der Rue Joseph de Maistre).
Wenden wir uns nun – vor dem „Le Basilic“ stehend (mit Blick zum Restaurant) nach rechts, können wir dort an der Hauswand ein schwarz-rotes Graffiti einer schönen Dame sehen, mit dem Schriftzug Miss-tic (ich hoffe es ist noch dort…).
Miss-tic (geb.1956) ist eine französische Streetart-Künstlerin (seit 1985), die mit Stencils arbeitet und deren Streetart über ganz Paris verteilt ist – mittlerweile auch in Galerien. Sie arbeitet ausschließlich mit Schwarz und Rot und ihre Bilder zeigen immer ein Gesicht, sowie einen Spruch oder eine Redewendung und ihr Autogramm.
Gehen wir weiter die Rue Lepic entlang, befinden wir uns nur ein paar Häuser weiter direkt vor dem Haus, in dem einst Vincent van Goghs Bruder Theo lebte (und Vincent van Gogh hier für eine längere Zeit bei sich aufnahm).
Seine Geschichte, sein tragisches Leben und der Fakt, dass er der Inbegriff des romantischen Ideals eines „gequälten Künstlers“ ist, waren schon immer faszinierend für mich und ich will sie hier kurz anreißen:
Vincent van Gogh (1853-1890) wurde in Holland geboren, zeichnete bereits als Kind und war sehr still, ernsthaft, labil. Man ahnte schon damals eine psychische Krankheit. Er begann als Kunsthändler in London zu arbeiten, erkrankte an Depressionen, wollte anschließend Priester werden, wurde aber immer kränker. Sein jüngerer Bruder Theo finanzierte ihn von Paris aus und holte ihn bald zu sich.
In Paris veränderte sich sein Malstil, wurde bunter. Er lebte hier von 1886-88 und verliebte sich in viele Prostituierte, jedoch immer erfolglos und wurde zudem Alkoholiker. Auch seiner Cousine soll er zahlreiche (über 50) Anträge gemacht haben.
Sein Bruder Theo schickte ihn nach Südfrankreich, bezahlte den Maler Paul Gauguin dafür, dass er mitging und auf seinen Bruder aufpasste. Beide verliebten sich jedoch in dieselbe Frau, zerstritten sich und nachdem die Angebetete Vincents Avancen abwehrte, schnitt er sich sein Ohr ab und schickte es ihr zu.
Er erschoss sich mit 37 Jahren selbst, doch auch das brachte er nicht richtig zustande, schoss sich in den Magen anstatt ins Herz und musste noch zwei Tage leiden, bevor er seinen Verletzungen erlag.
Er malte 2100 Gemälde in seinem Leben, verkaufte aber nur ein einziges! Erst nach seinem Tod erlangte er Berühmtheit.
Sein Bruder Theo starb drei Jahre darauf. Die Romantiker behaupten „an gebrochenem Herzen“, aber es war wohl eher die Syphilis, die ihn dahinraffte.
Wir gehen nun die Rue Lepic weiter, biegen in die nächste Straße (Rue Durantin) nach rechts und dann die nächste (Rue Thozolé) nach links.
Schaut man nun nach oben, kann man dort eine Windmühle (Moulin de la Galette) sehen. Und hier kommt die Geschichte dazu:
Im Jahre 1812 starben 400.000 Mann, als Napoleon Bonaparte in Russland einmarschierte. Als er mit dem, was von seinem Heer übrig war, wieder in Paris eintraf, musste er feststellen, dass die Russen ihnen gefolgt waren und nun über Paris einfielen. Sie zerstörten alles, insbesondere Montmartre, den damaligen Stadtkern von Paris und alle Windmühlen. Der Eigentümer dieser Windmühle, die wir nun vor uns sehen, wollte diese Windmühle „nur über seine Leiche“ aufgeben. Die Russen schnitten ihn in vier Teile, banden als Abschreckung je einen davon an die vier Flügel der Windmühle. So starb zwar der Eigentümer, aber theoretisch hat er sein Ziel erreicht: die Windmühle blieb stehen und ist somit die einzige originale Windmühle von Paris. In einem Massengrab in der Nähe der Moulin de la Galette liegen die Männer, die in dieser Schlacht fielen. Heute ist die Windmühle in Privatbesitz.
Übrig geblieben sind auch Gemälde von Auguste Rénoir („Bal du moulin de la Galette“, 1876), von Vincent van Gogh („Le Moulin de la Galette“, 1886) und von Henri de Toulouse-Lautrec („Au bal de moulin de la Galette“, 1889).
Der Impressionismus begann als Beleidigung. Man malte das „echte Leben“ und nichts Religiöses, Historisches oder Mythologisches mehr. Diese soeben genannten Bilder sind beste Beispiele dafür.
Wenn wir die kleine Treppe unterhalb der Windmühle hinaufsteigen und uns umdrehen, um auf Paris hinunter zu schauen, können wir in der Ferne den Invalidendom (goldenes Dach) erkennen, in dem Napoleon begraben liegt.
Nun gehen wir aber nach rechts (auf die Windmühle schauend), die Rue Lepic entlang bis die nächste Straße (Rue Girardon) kreuzt. Hier stehen wir nun vor dem Eingang des Bistros Le Moulin de la Galette (soll richtig gut, aber auch richtig teuer sein – ich selbst war nicht drin) und schräg gegenüber sehen wir an der Wand eines recht unscheinbaren Platzes ein seltsames Denkmal; eine Figur die in der Wand zu stecken scheint.
Sie stammt von Marcel Aymés Roman „Le passe muraille“ (deutscher Titel: „Ein Mann geht durch die Wand“) ab, in dem ein Mann eines Tages herausfindet, dass er durch Wände gehen kann. Er begeht Überfälle, verschwindet durch die Wand, lässt sich irgendwann sogar aus Langeweile fassen und verschwindet dann wiederum aus dem Gefängnis. Er beginnt eine Affäre und verschwindet jedes Mal durch die Wand, wenn der Ehemann heimkehrt. Mehr verrate ich nicht, für den Fall, dass ihr den Film sehen oder das Buch lesen wollt.
Gehen wir nun ein paar Schritte die Rue Girardon entlang, übersehen wir (aber erst nach der Avenue Junot) auf der linken Seite fast den Eingang zu einem Boule-Platz mit Springbrunnen und einem Denkmal des Dionysius von Paris (französisch: Saint-Denis/Saint-Denys).
Hier kann man eine kurze Rast einlegen, den meist älteren Herren beim Boule spielen zusehen und die Sage des Saint-Denys erzählen (oder für sich selbst lesen):
Im 3. Jahrhundert – vermutlich um das Jahr 250 – wurde Dionysius von Rom aus nach Gallien geschickt, um dort das Christentum zu verkünden. Er wurde Bischof von Paris, woraufhin die Römer ihn an genau diesem Platz, an dem nun seine Statue steht, enthaupten ließen. Die Legende besagt, Saint-Denis habe anschließend seinen Kopf aufgehoben, in einer Quelle gewaschen und sei damit noch 6 km gelaufen – bis ins heutige Viertel Saint-Denis, wo nun die Basilika Saint-Denis steht, in der seither einige französische Könige zu Grabe getragen wurden.
Wir gehen die Rue Girardon noch ein wenig weiter, bis wir am Ende der Straße an der Büste einer Frau angelangen. Wenden wir uns kurz nach rechts, bevor wir uns dieser Dame widmen: dies ist eine der schönsten Sträßchen Montmartres (hier in der Abenddäm-merung mit der von der Sonne beleuchteten Sacré Coeur).
Nun zur Geschichte von Dalida (1933-1987), zu deren Ehren diese Statue aufgestellt wurde. Sie ist genauso tragisch, wie es sich für diesen Stadtteil im 18. Arrondissement eben gehört. Dalida wurde in Ägypten geboren, wuchs in Italien auf (daher der starke Akzent in ihren Liedern) und wollte Schauspielerin in Paris werden, nachdem sie die Wahl zur Miss Ägypten gewonnen hatte. Sie war eine miserable Schauspielerin, wurde aber als Sängerin entdeckt, verkaufte 150 Millionen Schallplatten und war die erste Sängerin, die mit der diamantenen Schallplatte ausgezeichnet wurde.
Ihre Beziehungen endeten zumeist tragisch und teils tödlich. Ein Sänger beispielsweise, mit dem sie liiert war, nahm sich mit einem Kopfschuss das Leben, um den Juroren eines Wettbewerbes zu zeigen, was er von deren Entscheidung hielt, nachdem er und Dalida beide ausgeschieden waren.
Im Jahre 1987 wurde sie in ihrer Villa hier in Montmartre tot aufgefunden, nachdem sie zu viele Schlafmittel genommen hatte. In einem Brief hinterließ sie nur einen Satz: „Das Leben ist mir unerträglich geworden – vergebt mir“.
Zehn Jahre nach ihrem Tod wurde 1997 dieser Platz eingeweiht – unweit von ihrem letzten Wohnort und ihrem Grab (Friedhof Montmartre). Ihr wundert euch, warum ihre Brüste goldener erscheinen, als der Rest von ihr? Nun ja, wenn man daran reibt, soll man finanziellen Erfolg haben. Wie man sieht, glauben einige daran…
Wir gehen die Rue Girardon noch ein kleines Stückchen weiter (die Treppe hinunter) und biegen bei nächster Gelegenheit rechts ab in die Rue Saint-Vincent.
An der nächsten Straßenecke treffen wir auf die Bar „Au Lapin Agile“, ein kleines Kabarett, welches ich noch eher empfehlen kann als das Moulin Rouge (ist auch nicht ganz so überteuert).
Allein die Geschichte dieses Hauses möchte schon eintreten lassen:
Es war einst eine Schenke (um 1860 herum), hatte im Laufe der Zeit mehrere Namen (einmal auch „Kabarett der Mörder“ –„Cabaret des Assassins“, da sich hier einige schauerliche Serienmorde zugetragen haben sollen) und wurde 1875 in „Au Lapin Agile“ umbenannt, nachdem der Karikaturist André Gill (1840-1885) das mittlerweile recht berühmte (Kopie noch immer am Eingang hängende) Schild eines aus der Pfanne hüpfenden Hasen angefertigt hatte. „Au Lapin Agile“ („Zum Agilen Hasen“) ist ein Wortspiel, da der Maler A. Gill hieß: „Au Lapin A. Gill“… ausgesprochen klingt es zumindest genau gleich.
Hier trafen sich viele Künstler, verwandelten das Kabarett bald von einer üblen Spelunke in einen Treffpunkt, wo sie in familiärer Umgebung Gedichte rezitieren und Lieder vortragen konnten.
Einer dieser Maler ist besonders bekannt: Pablo Picasso.
Eines Abends aß und trank er hier, war jedoch mittellos und konnte nicht bezahlen. Er portraitierte 1904 die Tochter des Eigentümers und „bezahlte“ damit („La femme à la Corneille“ – „Die Frau mit der Krähe“). Angeblich behauptete er, seine Gemälde würden einst die teuersten aller Zeiten werden. Falls er dies wirklich gesagt hat, behielt er recht: 2015 wurde eines seiner Werke („Les femmes d’Alger“) für knapp $180 Millionen bei Christie’s versteigert – bis heute das teuerste Bild aller Zeiten! 1905 malte er ein weiteres Bild in diesem Kabarett, mit dem Namen „Au Lapin Agile“. Man sieht ihn selbst darauf als Harlekin, neben ihm sitzt seine Freundin, derentwegen sich ein Freund Picassos das Leben genommen hatte und im Hintergrund sitzt der Bar-Besitzer – auch dieses Bild ist unter den teuersten der Welt.
Es hing bis 1912 in diesem Kabarett, wurde dann für $20 verkauft und 1989 für über $40 Million versteigert (ich wette, da beißt sich heute jemand ganz gewaltig in den Hintern)!
In diesem Etablissement verkehrten neben Picasso viele weitere Schriftsteller und Dichter (Apollinaire, Max Jacob), Maler (Renoir) und Künstler.
Drehen wir uns um, stehen wir direkt vor einem kleinen Weinberg „Clos Montmartre“ (seit 1932), einem der ganz wenigen von Paris. Der Wein ist sehr teuer und wohl nicht ganz so gut.
Wir gehen nun die Rue des Saules am Weinberg vorbei (weg vom „Au Lapin Agile“) und erreichen schon an der nächsten Straßenecke ein rosafarbenes Haus auf der rechten Seite.
Auch hierzu gibt es eine Maler-Geschichte: In diesem Viertel von Paris lebte ein wunderschönes Mädchen namens Suzanne Valadon (1865-1938), Malerin der Moderne. Sie fungierte als Modell für viele Maler (Toulouse-Lautrec, Renoir, Boissy, Puvis de Chavannes…) und soll mit fast jedem von ihnen – einer Prostituierten gleich – Affären gehabt haben. Selbst Edgar Degas fungierte als ihr Lehrmeister, nachdem Renoir Bilder von ihr entdeckt hatte und sie für talentiert hielt.
Mit 18 Jahren bekam Suzanne ein Kind, wusste aber nicht, wer der Vater war. Sie lernte den Kunstkritiker Miguel Utrillo kennen, der ihren Sohn Maurice Utrillo (1883-1955) annahm, da er sich geehrt fühlte, falls Renoir oder Degas der Vater sein sollten.
Suzanne kümmerte sich kaum um Maurice, er wuchs bei seiner Großmutter auf und verfiel schon als Kind dem Alkohol. Nach einer Entziehungskur wand er sich ebenfalls der Malerei zu und hatte fast augenblicklich Erfolg. Er malte dieses rosa Gebäude („La Maison rose“), obwohl es damals weiß war. Dem Eigentümer gefiel es jedoch so gut, dass er sein Haus rosa anstrich. Heute ist es ein Restaurant.
Biegen wir nun links ab in die Rue Cortot, vorbei am Musée de Montmartre (Renoir lebte in diesem Gebäude und malte hier sein „Bal du moulin de la Galette“.
Von der nächsten Straßenecke aus genießen wir kurz einen fantastischen Blick über den Stadtteil Saint-Denis und das Stadion Stade de France, in dem in diesem Jahr (2016) einige Spiele der Europameisterschaft stattgefunden haben.
Wir gehen die Rue du Mont Cenis entlang und befinden uns nach einer Rechtskurve auf dem Place du Tertre. Dieser Platz ist berühmt für seine Maler, aber auch Betrüger (am besten nicht malen lassen, denn das Bild wird keinesfalls so ausfallen, wie die ausgestellten Portraits) und für seine überteuerten und nicht besonders guten Restaurants (Touristen müssen ja auch mal was essen und kommen anschließend sowieso nicht wieder –nicht wahr?).
Nicht wundern: an vielen der Bars und Häuser hängt das Schild, dass Van Gogh etc. hier Stammgast waren – das ist nicht unbedingt etwas Besonderes, die meisten der Maler waren schließlich Alkoholiker.
Also genießen wir kurz das bunte Treiben und begeben uns dann zurück auf die Rue du Mont Cenis.
Dabei sollte man nicht so schnell an der weniger bekannten der beiden Kirchen vom Hügel Montmartre vorbeigehen; der Kirche Saint-Pierre de Montmartre. Diese wurde bereits durch Saint-Denis im 3. Jahrhundert gegründet und war Ort der Gelübde des Jesuitenordens. Ein Archäologe fand sogar Ruinen eines Mars-Tempels, von dem Montmartre seinen ursprünglichen Namen hatte („Berg des Mars“ –nicht zu verwechseln mit dem Planet, Mars ist der Gott des Krieges-), später aber zu „Berg der Märtyrer“ wurde.
Im Jahre 1133 wurde die Église Saint-Pierre neu aufgebaut und erneut nach der Französischen Revolution im 19.Jh., doch einige der Säulen im Innenraum sind noch immer Originale.
Wir gehen nun ein Stückchen der Rue du Mont Cenis zurück, wo wir hergekommen sind und biegen nach rechts ab in die Rue du Chevalier de la Barre.
Man wird direkt von dieser riesigen Kathedrale eingenommen, jedoch machen wir erst einmal eine leichte Linkskurve um die Basilica Sacré Coeur von hinten zu betrachten (der hintere Turm ist von vorne gar nicht sichtbar).
Diese Kirche wurde erst 1875-1914 erbaut und ist somit für französische Verhältnisse noch relativ „jung“. Sie wurde aus weißem Kalkstein gebaut und ist „selbstreinigend“ wenn es regnet (erkennbar an einigen Stellen, an denen der Regen nicht so gut hinkommt), da der Stein regelmäßig Kalzit absondert. Es ist illegal, die Kirche auf andere Art zu reinigen.
Im Turm läutet eine 19 Tonnen schwere Glocke – eine der schwersten weltweit und ist bis 19 Uhr (im Winter bis 18 Uhr) für 5€ begehbar. Die Kirche ist von 6:00-22:30 Uhr geöffnet (Eintritt gratis).
Sie wurde im römischen Stil erbaut – ungewöhnlich für diese für den Neoklassizismus bekannte Zeit – mit den für Istanbul typischen Türmchen mit runden Dächern und den gotischen Wasserspeiern.
Die Kirche wurde errichtet um die Sünden der Revolution auszubügeln. Seit Beginn des Baus wird hier pausenlos gebetet, von den Nonnen, aber auch von Besuchern, immer eine Stunde im Wechsel, also seit über 100 Jahren.
Ein Blick in den Innenraum lohnt sich, ein Blick von den stets überfüllten Treppen der Sacre Coeur auf Paris herunter ebenfalls.
Geht man nur den ersten Treppenabsatz herunter und rechts die kleine Straße entlang, kann man durch einen Zaun hindurch wunderbar dem Eiffelturm beim „glitzern“ (ab Sonnenuntergang immer zur vollen Stunde 5 Minuten lang) zusehen. Von hier aus kann man auch wunderbar den Berg wieder über die vielen Treppen hinab steigen und befindet sich direkt an einer Metro-Station.